Ihr werdet euch fragen, ob ich sie noch alle beisammen habe
…
Der Legende nach erschien in der Nacht zum 5. August 352 die heilige Maria dem Papst Liberius und einem Patrizier namens Johannes. Sie habe befohlen, dort eine Kirche zu bauen, wo es am nächsten Tag schneien werde. Es sei dann tatsächlich Schnee gefallen (Im August ist Schnee in Rom etwas völlig unmögliches!), und zwar an dieser Stelle auf dem Esquilin-Hügel. Die katholische Kirche feiert noch heute am 5. August das Fest „Mariä Schnee“.
Es ist nichts von Schnee zu erkennen, ganz im Gegenteil. Es
scheint ein sehr heißer Tag zu werden.
Frühstück, alles einpacken und los geht es erst einmal mit
einer kleinen Kirchenbesichtigungstour. Wir haben es nicht weit zu Santa Maria
Maggiore, so wird die dritte der vier Hauptkirchen bestaunt. Wir sind natürlich
nicht die Einzigen. Überall sieht man wieder Pilgertücher, deutsche oder
bayrische Fahnen, wahlweise auch von Bistümern.
Benedikt, der letztes Jahr mit einigen Freunden in Rom
unterwegs war, macht eine kleine Führung mit Interessierten. Ich schlendere
durch das Kirchengebäude, stecke eine dieser tollen Kerzen neben der
Sakramentskapelle an (elektrisch, nicht echt), und denke an mir wichtige
Menschen.
Weiter geht es, die Jüngsten unserer Truppe haben sich an die Seite gesetzt und sehen etwas müde aus. Ich geselle mich dazu und sie fragen mich „Du Eva, warum sind denn über allen Altären denn so Baldachine und bei uns in Deutschland nicht?“ (Nicht nur in den Kathedralen, in denen der Papst zelebriert, sondern auch in S. Maria in Trastevere oder in Santa Prassede zu bestaunen) … Ähm. Das ist eine gute Frage. Ich gebe die Frage zurück. „Vll. weil die Kirchen so groß sind?“
Mir fällt ein, an Fronleichnam wird der Himmel getragen und
nur darunter läuft der Pfarrer mit der Monstranz. Das gebe ich als Erklärung
weiter, dass die Menschen wissen, dass genau an diesem Ort das Wichtigste in
der Messe geschieht.
Ich hoffe, das ist liturgisch nicht total verkehrt!
Die Kurzen sehen auch den Beichtstuhl und die Möglichkeit in
Deutsch zu Beichten. Sie haben großes Interesse daran und bekommen von Benedikt
eine kurze Einführung in die Beichtpraxis (für die Kids steht im September die
Firmung an, auch die Beichte gehört zur Vorbereitung).
In einer Seitenkapelle wurde ein Gottesdienst gefeiert, die
Priester ziehen aus. Benedikt wird gefragt, welcher Kardinal denn da mitläuft.
Allerdings weiß weder er, noch jemand anderes aus unserer Reisegruppe den
Namen. (Laut Twitter: Erzpriester von S.M.M)
Immer mehr Menschen strömen in das Gotteshaus. Um 10 Uhr ist
eine Messe angesetzt. Doch wir ziehen weiter. Zur Kirche Santa Prassede.
Besonders sind hier die Mosaiken in der Seitenkapelle, die man eher in einer
orthodoxen Kirche vermuten würde. Die Mosaiken stammen aus dem 9. Jhd. Da gab
es noch nicht viele Konfessionen (oder gar keine?). Prassede war eine Tochter
eines Senators, dessen Familie Petrus Obdach gewährt hat.
In der Kirche lernen wir auch etwas englisch „No Flash“
heißt „kein Blitz“ ;-)
Wir fragen den Kirchenangestellten, weshalb denn hier Balkone
und Fenster im Kircheninneren sind und erhalten als Antwort „Tja, sind Balkone
und Fenster!“ (So sind wir so klug als wie zuvor!)
Weiter geht es mit der Tour zur „Schwesterkirche“ Santa
Pudenziana (eine der ältesten Kirchen in Rom). Sie liegt auch in der Nähe von
Santa Maria Maggiore, und auf dem alten Straßenniveau von Rom. Sprich: Wir
steigen Treppen hinunter um in die Kirche zu gelangen.
Menschliche Bedürfnisse bringen uns in das Nebengebäude der
Kirche, hier steht einiges an „Nippes“ herum. Was wohl daran liegt (O-Ton),
dass es die phillipinische Gemeinde ist, die diese Kirche am Leben erhält. (Es
ist übrigens die Titularkirche des emeritierten Kardinals Meisner aus Köln).
Benedikt übernimmt hier die Erklärungen (ich war noch nie
hier). Er fragt in die Runde: „Wie stellt ihr euch denn Pudenzia vor?“ – „Lange
Haare, Blond, ….“ – Nein. Es ist ein Übersetzungsfehler. Denn Pudenz war ein
Mann. So hat die Kirche quasi keinen Heiligen.
Wir bestaunen die extravaganten Heiligenfiguren und ziehen
dann weiter. Die nächste Station ist Santa Maria degli Angeli.
Michelangelo begann 1563, ein Jahr vor seinem Tod, mit dem
Umbau der Überreste der Thermen in die Kirche Santa Maria degli Angeli. Santa
Maria degli Angeli wird zuweilen für offizielle Anlässe des italienischen
Staates genutzt, zu denen Gottesdienste gehalten werden.
Auf dem Boden entdecken wir die sog. „Linea Clementina“, die
mit Sternen, Sternzeichen und astronomischen Daten gekennzeichnet ist.
Es ist mittlerweile schon zwölf Uhr vorbei, wir haben Hunger. Da wir das gebuchte Restaurant boykottieren, führt uns Benedikt auf die andere Seite des Bahnhofs zum Restaurant „Da Dino“. Essen ist gut und wir werden schnell bedient, werden alle satt (was für Mengen an Essen) und ziehen weiter.
Mit der Linie 64 machen wir uns dann auf nach San Pietro (in Vaticano ;) ). Der Pilgerstrom ist groß. Je näher wir dem Vatikan kommen, um so mehr Hüte, Tücher, Fahnen, Menschenmassen werden sichtbar.
Wir steigen aus, erster Halt: Trinkbrunnen. Weiter geht es
Richtung Kolonnaden. Und vor der Absperrung: Stau! Wir stehen zwischen
Speyerern, Trierern und Messdienern aus Osnabrück (die Blumenspray-Teile dabei
haben und es in ihrer Umgebung leicht regnen lassen – tut gut!). Nachdem wir
allen die Wasserflaschen befüllt haben, und uns wiedergefunden haben, fängt der
Einlass gegen 15 Uhr an.
Für mich einer der heikelsten Momente der ganzen Fahrt.
Einige Mädels und Jungs (nicht aus unserer Gruppe) fallen um, die Masse wird
gebeten, nach hinten zu gehen. Was auch größtenteils passiert. Unsere Gruppe
wird durch dieses kleine Chaos dann getrennt.
Wir kommen dann auch auf dem Petersplatz an. Handy raus „Wo
seid ihr?“ – „Hier!“ .. wir finden den Eingang des Durchgangs nicht, klettern
über die Absperrung und finden dann – Gott sei Dank – den Rest unserer Gruppe!
Erleichterung!
Bis es losgeht, haben wir noch Zeit. So werden Trinkflaschen
entleert und an den Trinkbrunnen wieder befüllt. Irgendwann werden die
Absperrungen geschlossen und wir kommen erst einmal nicht mehr raus, denn der
Papst will ungehindert seinen Giro fahren.
Lieder werden gesungen – Bistümer vorgestellt. Speyer wird
zweimal genannt (leichte Verwirrung). Jugendbischof Wiesemann begrüßt die
Minis.
Gegen 18 Uhr brandet großer Jubel auf! Papa Francesco
rauscht an den Pilgern auf dem Petersplatz vorbei – Fotos werden gemacht. Hat
wer den Papst abgelichtet?
Die Vesper beginnt. Es wird still auf dem Petersplatz. Die
Lieder werden gesungen, dann die Lesung und anschließend die Predigt.
Ich hätte es nie gedacht, doch es passiert: Der Papst
spricht die kurze Predigt auf Deutsch (!!!).
Im Anschluss an die Vesper kommen Messdienerinnen und
Messdiener und stellen dem Papst fragen. Er beantwortet sie auf italienisch,
sie werden ins Deutsche übersetzt.
Eine Frage blieb mir im Gedächtnis „Heiliger Vater, wir
haben viele Dinge zu erledigen. Dienen, aber auch mit anderen Freunden zusammen
sein. Wie sollen wir das schaffen?“
Der Papst „Ihr seid jung, ihr seid Deutsche, ihr schafft
das“ (hier wird dann ein kleiner Zettel an den Übersetzer weitergereicht. Der
Papst hat hier wohl etwas hinzugefügt, was nicht in der Abschrift stand ;-)
Nach gut anderthalb Stunden ist alles schon wieder vorbei.
Wir gehen an die Absperrung unseres Blocks. Kommt der Papst noch einmal? Ich
denke nicht, denn die Gitter stehen teilweise offen, was es unmöglich macht,
mit dem Papamobil daran vorbei zu fahren.
Wir schauen auf die Leinwand. Da gibt der Papst gerade
Christian Lee (Ehrenamtlicher im Steuerungsteam des Bistums Speyer die Hand),
dann müsste ja Carsten auch die Hand … nee, es wird auf den Petersplatz
umgeschwenkt. Auf Bildern ist allerdings bewiesen, dass auch Pfarrer Carsten
Leinhäuser die Hand von Papst Franziskus bekommen hat.
Ob die beiden ihre Hände schon gewaschen haben? ;-)
Wir wollen in unserem Block warten, bis die meisten Menschen
davon gezogen sind. Doch wir werden von Carabinieri herauskomplimentiert. So
ziehen wir weiter und treffen uns am EuroClero. Einige haben Durst. Dose Cola
3,-€, gekühlt 4,- €
Da ich der Gruppe den Petersdom eh bei Nacht zeigen wollte,
ziehen wir nochmals über den Petersplatz („ohhhh“ .. „ahhh“ Selfies!), weiter
über die Via della Conciliazione (übrigens ein „Bauwerk“ von Mussolini) weiter
zur Engelsburg („Im Dunkeln viel schöner als im Hellen“) zum Bus. Wir erwischen
tatsächlich einen Bus der Linie 64 (oder war es einer der Linie 40?) und fahren
zu Statione Termini.
Dort besuchen wir noch das goldene M (die Kids haben Hunger)
und laufen dann Richtung Hotel. Wir müssen an Santa Maria Maggiore vorbei, und
hier stehen Polizeiautos. Der ganze Platz rund um die Kirche ist abgesperrt, es
ist quasi zu einer Fußgängerzone geworden.
Ein Sprecher erzählt etwas auf italienisch. Das Einzige, was
ich verstehe ist „buona notte“. Applaus brandet auf. Wir gehen über den Platz
und sehen die angestrahlte Kirche. Wirklich schön!
Fotos werden gemacht, wir gehen weiter (ist ja auch schon
spät!). Auf den parkenden Autos entdecken wir „Schnee“ (Sieht eher aus wie
Spülischaum).
Beeindruckt
und müde fällt jeder in sein Bett.