Mittwoch, 13. August 2014

5. August - Jesus Christ You Are My Life! #frei14

Erst einmal aus dem Fenster schauen, ob es heute geschneit hat!
Ihr werdet euch fragen, ob ich sie noch alle beisammen habe …
Der Legende nach erschien in der Nacht zum 5. August 352 die heilige Maria dem Papst Liberius und einem Patrizier namens Johannes. Sie habe befohlen, dort eine Kirche zu bauen, wo es am nächsten Tag schneien werde. Es sei dann tatsächlich Schnee gefallen (Im August ist Schnee in Rom etwas völlig unmögliches!), und zwar an dieser Stelle auf dem Esquilin-Hügel. Die katholische Kirche feiert noch heute am 5. August das Fest „Mariä Schnee“.
Es ist nichts von Schnee zu erkennen, ganz im Gegenteil. Es scheint ein sehr heißer Tag zu werden.

Frühstück, alles einpacken und los geht es erst einmal mit einer kleinen Kirchenbesichtigungstour. Wir haben es nicht weit zu Santa Maria Maggiore, so wird die dritte der vier Hauptkirchen bestaunt. Wir sind natürlich nicht die Einzigen. Überall sieht man wieder Pilgertücher, deutsche oder bayrische Fahnen, wahlweise auch von Bistümern.
Benedikt, der letztes Jahr mit einigen Freunden in Rom unterwegs war, macht eine kleine Führung mit Interessierten. Ich schlendere durch das Kirchengebäude, stecke eine dieser tollen Kerzen neben der Sakramentskapelle an (elektrisch, nicht echt), und denke an mir wichtige Menschen.


Weiter geht es, die Jüngsten unserer Truppe haben sich an die Seite gesetzt und sehen etwas müde aus. Ich geselle mich dazu und sie fragen mich „Du Eva, warum sind denn über allen Altären denn so Baldachine und bei uns in Deutschland nicht?“ (Nicht nur in den Kathedralen, in denen der Papst zelebriert, sondern auch in S. Maria in Trastevere oder in Santa Prassede zu bestaunen) … Ähm. Das ist eine gute Frage. Ich gebe die Frage zurück. „Vll. weil die Kirchen so groß sind?“
Mir fällt ein, an Fronleichnam wird der Himmel getragen und nur darunter läuft der Pfarrer mit der Monstranz. Das gebe ich als Erklärung weiter, dass die Menschen wissen, dass genau an diesem Ort das Wichtigste in der Messe geschieht.
Ich hoffe, das ist liturgisch nicht total verkehrt!
Die Kurzen sehen auch den Beichtstuhl und die Möglichkeit in Deutsch zu Beichten. Sie haben großes Interesse daran und bekommen von Benedikt eine kurze Einführung in die Beichtpraxis (für die Kids steht im September die Firmung an, auch die Beichte gehört zur Vorbereitung).

In einer Seitenkapelle wurde ein Gottesdienst gefeiert, die Priester ziehen aus. Benedikt wird gefragt, welcher Kardinal denn da mitläuft. Allerdings weiß weder er, noch jemand anderes aus unserer Reisegruppe den Namen. (Laut Twitter: Erzpriester von S.M.M)

Immer mehr Menschen strömen in das Gotteshaus. Um 10 Uhr ist eine Messe angesetzt. Doch wir ziehen weiter. Zur Kirche Santa Prassede. Besonders sind hier die Mosaiken in der Seitenkapelle, die man eher in einer orthodoxen Kirche vermuten würde. Die Mosaiken stammen aus dem 9. Jhd. Da gab es noch nicht viele Konfessionen (oder gar keine?). Prassede war eine Tochter eines Senators, dessen Familie Petrus Obdach gewährt hat.
In der Kirche lernen wir auch etwas englisch „No Flash“ heißt „kein Blitz“ ;-)
Wir fragen den Kirchenangestellten, weshalb denn hier Balkone und Fenster im Kircheninneren sind und erhalten als Antwort „Tja, sind Balkone und Fenster!“ (So sind wir so klug als wie zuvor!)


Weiter geht es mit der Tour zur „Schwesterkirche“ Santa Pudenziana (eine der ältesten Kirchen in Rom). Sie liegt auch in der Nähe von Santa Maria Maggiore, und auf dem alten Straßenniveau von Rom. Sprich: Wir steigen Treppen hinunter um in die Kirche zu gelangen.
Menschliche Bedürfnisse bringen uns in das Nebengebäude der Kirche, hier steht einiges an „Nippes“ herum. Was wohl daran liegt (O-Ton), dass es die phillipinische Gemeinde ist, die diese Kirche am Leben erhält. (Es ist übrigens die Titularkirche des emeritierten Kardinals Meisner aus Köln).
Benedikt übernimmt hier die Erklärungen (ich war noch nie hier). Er fragt in die Runde: „Wie stellt ihr euch denn Pudenzia vor?“ – „Lange Haare, Blond, ….“ – Nein. Es ist ein Übersetzungsfehler. Denn Pudenz war ein Mann. So hat die Kirche quasi keinen Heiligen.


Wir bestaunen die extravaganten Heiligenfiguren und ziehen dann weiter. Die nächste Station ist Santa Maria degli Angeli.
Michelangelo begann 1563, ein Jahr vor seinem Tod, mit dem Umbau der Überreste der Thermen in die Kirche Santa Maria degli Angeli. Santa Maria degli Angeli wird zuweilen für offizielle Anlässe des italienischen Staates genutzt, zu denen Gottesdienste gehalten werden.
Auf dem Boden entdecken wir die sog. „Linea Clementina“, die mit Sternen, Sternzeichen und astronomischen Daten gekennzeichnet ist.


Es ist mittlerweile schon zwölf Uhr vorbei, wir haben Hunger. Da wir das gebuchte Restaurant boykottieren, führt uns Benedikt auf die andere Seite des Bahnhofs zum Restaurant „Da Dino“. Essen ist gut und wir werden schnell bedient, werden alle satt (was für Mengen an Essen) und ziehen weiter.


Mit der Linie 64 machen wir uns dann auf nach San Pietro (in Vaticano ;) ). Der Pilgerstrom ist groß. Je näher wir dem Vatikan kommen, um so mehr Hüte, Tücher, Fahnen, Menschenmassen werden sichtbar.
Wir steigen aus, erster Halt: Trinkbrunnen. Weiter geht es Richtung Kolonnaden. Und vor der Absperrung: Stau! Wir stehen zwischen Speyerern, Trierern und Messdienern aus Osnabrück (die Blumenspray-Teile dabei haben und es in ihrer Umgebung leicht regnen lassen – tut gut!). Nachdem wir allen die Wasserflaschen befüllt haben, und uns wiedergefunden haben, fängt der Einlass gegen 15 Uhr an.
Für mich einer der heikelsten Momente der ganzen Fahrt. Einige Mädels und Jungs (nicht aus unserer Gruppe) fallen um, die Masse wird gebeten, nach hinten zu gehen. Was auch größtenteils passiert. Unsere Gruppe wird durch dieses kleine Chaos dann getrennt.
Wir kommen dann auch auf dem Petersplatz an. Handy raus „Wo seid ihr?“ – „Hier!“ .. wir finden den Eingang des Durchgangs nicht, klettern über die Absperrung und finden dann – Gott sei Dank – den Rest unserer Gruppe! Erleichterung!

Bis es losgeht, haben wir noch Zeit. So werden Trinkflaschen entleert und an den Trinkbrunnen wieder befüllt. Irgendwann werden die Absperrungen geschlossen und wir kommen erst einmal nicht mehr raus, denn der Papst will ungehindert seinen Giro fahren.
Lieder werden gesungen – Bistümer vorgestellt. Speyer wird zweimal genannt (leichte Verwirrung). Jugendbischof Wiesemann begrüßt die Minis.
Gegen 18 Uhr brandet großer Jubel auf! Papa Francesco rauscht an den Pilgern auf dem Petersplatz vorbei – Fotos werden gemacht. Hat wer den Papst abgelichtet?


Die Vesper beginnt. Es wird still auf dem Petersplatz. Die Lieder werden gesungen, dann die Lesung und anschließend die Predigt.
Ich hätte es nie gedacht, doch es passiert: Der Papst spricht die kurze Predigt auf Deutsch (!!!).


Im Anschluss an die Vesper kommen Messdienerinnen und Messdiener und stellen dem Papst fragen. Er beantwortet sie auf italienisch, sie werden ins Deutsche übersetzt.
Eine Frage blieb mir im Gedächtnis „Heiliger Vater, wir haben viele Dinge zu erledigen. Dienen, aber auch mit anderen Freunden zusammen sein. Wie sollen wir das schaffen?“
Der Papst „Ihr seid jung, ihr seid Deutsche, ihr schafft das“ (hier wird dann ein kleiner Zettel an den Übersetzer weitergereicht. Der Papst hat hier wohl etwas hinzugefügt, was nicht in der Abschrift stand ;-)



Nach gut anderthalb Stunden ist alles schon wieder vorbei. Wir gehen an die Absperrung unseres Blocks. Kommt der Papst noch einmal? Ich denke nicht, denn die Gitter stehen teilweise offen, was es unmöglich macht, mit dem Papamobil daran vorbei zu fahren.
Wir schauen auf die Leinwand. Da gibt der Papst gerade Christian Lee (Ehrenamtlicher im Steuerungsteam des Bistums Speyer die Hand), dann müsste ja Carsten auch die Hand … nee, es wird auf den Petersplatz umgeschwenkt. Auf Bildern ist allerdings bewiesen, dass auch Pfarrer Carsten Leinhäuser die Hand von Papst Franziskus bekommen hat.
Ob die beiden ihre Hände schon gewaschen haben? ;-)


Wir wollen in unserem Block warten, bis die meisten Menschen davon gezogen sind. Doch wir werden von Carabinieri herauskomplimentiert. So ziehen wir weiter und treffen uns am EuroClero. Einige haben Durst. Dose Cola 3,-€, gekühlt 4,- €
Da ich der Gruppe den Petersdom eh bei Nacht zeigen wollte, ziehen wir nochmals über den Petersplatz („ohhhh“ .. „ahhh“ Selfies!), weiter über die Via della Conciliazione (übrigens ein „Bauwerk“ von Mussolini) weiter zur Engelsburg („Im Dunkeln viel schöner als im Hellen“) zum Bus. Wir erwischen tatsächlich einen Bus der Linie 64 (oder war es einer der Linie 40?) und fahren zu Statione Termini.
Dort besuchen wir noch das goldene M (die Kids haben Hunger) und laufen dann Richtung Hotel. Wir müssen an Santa Maria Maggiore vorbei, und hier stehen Polizeiautos. Der ganze Platz rund um die Kirche ist abgesperrt, es ist quasi zu einer Fußgängerzone geworden.
Ein Sprecher erzählt etwas auf italienisch. Das Einzige, was ich verstehe ist „buona notte“. Applaus brandet auf. Wir gehen über den Platz und sehen die angestrahlte Kirche. Wirklich schön!
Fotos werden gemacht, wir gehen weiter (ist ja auch schon spät!). Auf den parkenden Autos entdecken wir „Schnee“ (Sieht eher aus wie Spülischaum).


Beeindruckt und müde fällt jeder in sein Bett.